Gipfelbild Schönbichler Horn | © Dieter Merrath

Berliner Höhenweg – Zillertaler Runde (So – Fr, 24.-29. August 2025)

22.09.2025

Diese Rundtour mit Start in Mayrhofen und Ziel am Schlegeisspeicher führte uns entlang der höchsten Zillertaler Gletscherberge mit herrlichen Logenplätzen. 

Nachdem wir unsere PKW im Parkhaus untergestellt hatten, ließen es sich 4 Teilnehmerinnen nicht nehmen auch den langen Anstieg über 1.650 Hm zur Karl-von-Edelhütte zu Fuß zu bewältigen. Die anderen drei gönnten sich die Auffahrt mit der Ahornbahn, und verkürzten so den Anstieg auf gut eine Stunde. Glücklicherweise war es an diesem Nachmittag nicht sehr heiß, so dass wir in weniger als 4 Stunden die Hütte über eine lange Waldstufe und liebliches Almgelände erreichten. Ein wunderbarer Sonnenuntergang rundete den gemütlichen Hüttenabend ab, wo wir alle wieder vereint waren.

Am nächsten Morgen fühlte es sich sehr frisch an, und tatsächlich, es hatte etwas Bodenfrost. Über sieben Schneiden führte uns der Aschaffenburger Höhenweg (Siebenschneidensteig) immer auf der Ostseite des Stillupptals entlang. Popberg-, Krummschnabel-, Nofertenschneide, Hennsteigenkamp,… spätestens hier hörten wir auf zu zählen. Immerhin wurden die Übergänge nach der Mittagspause an der Nofertenmauer etwas zahmer als die ersten 3 drahtseilversicherten Übergänge. Wir passierten das Aschaffenburger Biwak, das wir kurz begutachteten, und erreichten nach zahlreichen mit Blockwerk gefüllten Karen die Sonntagskanzel, von der erstmals die Kasseler Hütte zu sehen war. Und doch ging es noch einmal rund 200 Hm hinunter und zur Hütte wieder hinauf, bis das Tagesziel der längsten Etappe erreicht war. Letzlich hatten wir, einschließlich der etwas kurz gehaltenen Pausen, gerade mal 8,5 Std. gebraucht, wo doch der Weg mit 9 Std. angegeben wird. Ein kleiner „Pool“ unterhalb der Hütte diente als willkommene Abkühlung.

Am dritten Tag querten wir zunächst das ganze Eiskar mit zahlreichen, teils wilden Bachtobeln und einer kleinen Hängebrücke gleich zu Beginn. In der Elsenklamm wurde  der Weg nochmals schmal und ausgesetzt, aber auch versichert, ehe der Steig gemütlich das Lapenkar aufwärts führte. Die Mittagspause gönnten wir uns dann erst in der Lapenscharte, direkt unter dem beeindruckenden Gigalitzturm, wo wir Kletterer beim Abseilen beobachteten. Da die Greizer Hütte von dort nur noch gut eine Stunde entfernt war, kam der Plan auf, noch den Gigalitz mit 3.002m zu besteigen. Nachdem von der Scharte zunächst ca. 200 Hm abgestiegen werden mussten, erforderte der Gipfelanstieg nochmals einen Anstieg von 500 Hm, für den wir das meiste Gepäck zurückließen. Mit zunächst 5 und dann verbleibenden 3 Teilnehmern erreichten wir diesen herausragenden Aussichtsgipfel. Großer Löffler und der Schwarzenstein standen vis-á-vis und auch die neue Schwarzensteinhütte konnte man von dort erspechten. Bei Ankunft an der Greizer Hütte hatten es sich die anderen Teilnehmer schon in den Hängematten bequem gemacht. Diese Hütte bietet ausschließlich vegetarisches Essen an, das hervorragend mundete, und sogar ein Nachschlag konnte geordert werden.

Von der Greizer Hütte aus konnte man bereits den ganzen morgigen Aufstieg über 1.100 Hm bis in die Mörchenscharte einsehen. In der Draufsicht wirkt dieser fast ungangbar steil, und gilt auch als eine der Schlüsselstellen des Berliner Höhenwegs, auch weil sich dort bis weit in den Hochsommer hinein steile Schneefelder halten. Die Etappe beginnt allerdings mit einem Abstieg von fast 400 Hm bis in den Talgrund der Floite. Steil und teilweise ausgesetzt müssen diese auf der anderen Talseite wieder aufgeholt werden, so dass wir nach etwa 2 Stunden erst wieder die Hüttenhöhe erreicht hatten. Endlose Serpentinen führten uns dann im Moränengelände nach oben, ehe wir auf einer Geländestufe vor dem letzten Steilaufschwung Mittag machten. Frisch gestärkt ging es weiter in schuttigen Serpentinen und zuletzt drahtseilversichert über Felsen in die 2.870m hohe Mörchenscharte. Von dort öffneten sich ganz neue Ausblicke auf den vergletscherten Turnerkamp und den Großen Möseler, den zweithöchsten Zillertaler Berg. Wir hielten uns dort nicht sehr lange auf, stand doch das nächste Highlight kurz bevor. Nach etwa einer Stunde Abstieg erreichten wir den herrlich gelegenen dunkelblau türkis schimmernden Schwarzsee auf 2.471m. Die meisten ließen es sich nicht nehmen, und nahmen ein kurzes eiskaltes Bad in dem glasklaren See. Auf einer sonnengewärmten Gletscherschliffplatte wärmten wir und wieder auf, und verweilten geraume Zeit, da es von dort auch nur noch etwa 1 Stunde zur Hütte war. Diese sorgte bei denen, die diese „Hütte“ noch nicht kannten für erführchtiges Erstaunen. Die Eingangshalle mit der Ahnengalerie, der riesige holzvertäfelte Speisesaal und das gesamte Interieur zeugen davon, wie elitär der Alperverein in der Gründerzeit einst war. Auch die Verplegung steht dem nicht nach, und vor allem das köstliche Salatbüffet waren eine willkommene Abwechslung.

Hatten wir bisher ideales Wanderwetter, sahen die Aussichten für den 5. Tag nicht gut aus. Es waren stürmische Böen und ab Mittag Regen und später heftige Gewitter angekündigt. Eine Teilnehmerin beschloss deshalb, wie einige andere Hüttengäste auch, abzusteigen, und die Heimreise anzutreten. Glücklicherweise konnte sie mit diesen bis in die Gegend von München zurückfahren. Wir starteten am nächsten Tag deshalb schon kurz vor 7 Uhr. Wir gingen über Gletscherschliffplatten und zwei ausgeprägte Seitenmöränen und stiegen zügig im Garberkar auf. Die Windböen wurden heftiger und die ersten Regentropfen zwangen uns in die Regenmontur. Langsam hüllten uns die Wolken völlig ein. Bei kräftigem Wind und immer noch leichtem Regen erreichten wir das Schönbichler Horn, mit 3.143m der höchste Punkt der Tour. Für ein Gipfelfoto reichte es noch, dann machten wir uns schleunigst an den Abstieg, der vorm Gelände her deutlich leichter ist als der Aufstieg. Der Regen legte langsam zu, aber schon bald konnten wir erstmals das Furtschagslhaus erblicken. Nach nur gut 5 Stunden erreichten wir wohlbehalten aber ziemlich durchnässt die schützende Hütte, da wir wetterbedingt ohne größere Pause durchgegangen waren. Nur wenige hatten an diesem Tag diesen Übergang auf sich genommen. Nach und nach trafen immer mehr nasse Wanderer vom Tal ein, und der Trockenraum verwandelte sich in eine Dampfsauna.

Für den nächsten Tag war eine Regenpause für den Vormittag angekündigt. Wir starteten noch bei leichtem Nieselregen, aber mit dem Erreichen des Talgrunds hörte dieser auf, und es spitzte sogar vereinzelt die Sonne durch. Wir legten die Regenklamotten ab und wanderten gemütlich den ganzen Schlegeisspeicher entlang. Kurz vor Erreichen der Bushaltestelle holte uns ein Regenschauer wieder ein. Aber dort konnten wir unterstehen und schon bald kam der Bus, der uns nach Mayrhofen zurückbrachte. Nach einem kurzen Stopp in einer Eisdiele machten wir uns mit schönen Erinnerungen an eine eindrucksvolle Durchquerung auf die Heimfahrt.

Fazit: Eine wunderbare und anspruchsvolle Tour, mit 6 konditionsstarken und geübten Teilnahmerinnen und einem „Quotenmann“, die mit ihrem harmonischen Miteinnander maßgeblich zum Gelingen dieser Tour beigetragen haben. Gerne wieder.

Leitung: Dieter Merrath, 7 Teilnehmer