Am Samstagmorgen machte ich mich ziemlich früh und mit einer ganz leichten (aber positiv geprägten) Nervosität auf in Richtung Türkheim, wo wir den Treffpunkt vereinbart hatten. Im Vorfeld wurden zwar bereits meine Vorkenntnisse und Referenzen hinsichtlich Klettersteigen abgefragt, was ich sehr positiv fand, aber den Großteil der Gruppe kannte ich nicht. Lest bei Interesse gerne weiter, wie es mir als „Gruppenneuling“ ergangen ist.
Nach einer kurzen Begrüßung und der Aufteilung von Gepäck und Klettersteiglern auf zwei PKW folgte eine gut zweistündige entspannte Autofahrt über nur mäßig gefüllte Straßen ins Montafon.
Am Parkplatz der Bergbahn stieß noch ein weiterer Teilnehmer zu uns, der direkt aus der Schweiz (er ist Schweizer!) angereist war.
Nachdem die Gruppe nun vollständig war erfolgte eine kurzweilige, knappe Besprechung, was für diesen Tag noch geplant war. Wie bereits vorangekündigt nahmen wir den Vaude-Schmugglersteig in Angriff, der nicht allzu lang ist und dank Seilbahnunterstützung auch nur einen kurzen Zustieg hat. Bei sehr guten Bedingungen und bester Laune genossen wir den ersten Felskontakt. Ein Teil der Gruppe entschied sich zur „Eingewöhnung“ für die Standardroute, während es die meisten gleich mit der Seilbrücke und der „Schmugglerwand“ (Schwierigkeit mit C/D bewertet) aufnahmen.
Bald darauf war die Gruppe wieder vereint und freute sich über das wunderbare Bergpanorama. Die folgenden Passagen wiesen nur noch moderate Schwierigkeiten auf und daher konnte man die Augen problemlos über Landschaft und Natur schweifen lassen.
Da nach der Talfahrt mit der Gondel noch Zeit und Lust vorhanden waren, wurde am späteren Nachmittag gleich noch Klettersteig Nummer zwei angehängt. Der Röbischlucht-Klettersteig ist ein kurzer und talnaher Steig, der sich an einem Bachlauf entlang orientiert.
Hierbei stehen Naturerlebnis und das immer gegenwärtige Rauschen des Wassers im Vordergrund und die Lage im Schatten war angenehm kühl. Die Anforderungen sind gering und die kurz nach dem Ausstieg gelegene Ronggalpe bot die ideale Gelegenheit, die Flüssigkeitsverluste des Tages isotonisch auszugleichen.
Nach dem kurzweiligen Abstieg zum Parkplatz fuhren wir zu unserem Hotel. Hierauf werde ich am Ende nochmals gesondert eingehen, da zuerst die „bergmäßigen“ Erlebnisse und Ereignisse im Vordergrund stehen sollen.
Am Sonntag entschieden wir uns für den Hochjoch Klettersteig. Dieser ist deutlich länger als die Steige des Vortages, aber die Schwierigkeiten gehen nicht über C hinaus. Die Seilbahn brachte uns in die Nähe des Einstieges, aber der Regen, der in der Nacht zuvor gefallen war, machte den restlichen Zustieg zu einem zweifelhaften Vergnügen. Es regnete zwar zum Glück nicht mehr, aber der Boden war aufgeweicht und teilweise rutschig. Die Tatsache, dass der Klettersteig zu Beginn immer wieder grasige/erdige Abschnitte zwischen den einzelnen Felspassagen zu bieten hatte, sorgte für wenig Freude und in Verbindung mit den vom Matsch zugesetzten Sohlen kam der ein oder andere doch an den schwierigeren Stellen kurzzeitig „ins Schwitzen“. Im weiteren Verlauf mit immer weniger erdigen Passagen hellte sich die Stimmung gleich auf und alle waren gespannt auf die lange Hängebrücke. Wenn auch nur mit B in der Topo bewertet, war bei den meisten eine gewisse Anspannung zu bemerken.
Umso stolzer durfte dann jeder sein, nachdem diese Herausforderung von allen gemeistert worden war. Nach einer Gipfelrast folgte der Abstieg über den Grat, der jedoch keine besonderen Schwierigkeiten mehr zu bieten hatte. Der Abstieg zog sich dann aber doch etwas in die Länge und damit die letzte Talfahrt sicher erreicht werden könnte, musste der ursprünglich eingeplante Halt auf der Wormser Hütte leider entfallen. Wieder im Tal wurde unter Kastanien im Biergarten eines Hotels der kulinarische Part nachgeholt, aber der Ausblick und die Kulisse waren freilich nicht ansatzweise ebenbürtig.
Der Montag begann mit Regen und daher war Ersatzprogramm angesagt. Ein Teil der Gruppe besuchte das nahe gelegene Pumpspeicher Kraftwerk, das schon seit vielen Jahren die Verbrauchsspitzen im Elektrizitätsbedarf abzufedern hilft. Andere schauten sich im Ort um und man munkelt, dass dank moderner Technik sogar auf Firmennetzwerke zugegriffen worden sein soll....
So oder so, am frühen Nachmittag ließ der Regen nach und als Nachmittagsprogramm wurde der Rongg-Wasserfall-Klettersteig gewählt. Ähnlich wie der Röbischlucht-Klettersteig vom Samstag, aber, selbst bei guten Verhältnissen, deutlich schwerer.
Die Aussage, dass sich bei einem nassen Klettersteig die Schwierigkeit deutlich erhöht (manche meinen, aus B wird so subjektiv C), haben wir alle selbst erleben können. Insbesondere der Halt auf den reichlich vorhandenen Stahlbügeln war alles andere als gut, wobei das getragene Schuhwerk seinen entscheidenden Einfluss gezeigt hat. Beim Abstieg war dann etwas Tempo gefordert, um dem Regen zu entkommen.
Mit dem Dienstagmorgen war unser Kurzurlaub schon fast vorbei, aber das Highlight sollte ja noch folgen: Der Madrisella-Klettersteig!
Die Seilbahn verkürzte unseren Zustieg gaaanz erheblich und bei anfangs nur mäßigem Wetter marschierten wir dem Einstieg entgegen. Nachdem wir durch die vorigen Klettersteige Erfahrungen sammeln und die individuelle Technik verbessern konnten, haben wir auch diesen Klettersteig sehr genossen. Wenngleich dies der schwierigste und längste Klettersteig war, hatten wir beim Durchklettern keinerlei Probleme.
Sicherlich lag das auch an der besonnen, wohlüberlegten Auswahl der Touren (danke dafür an die Guides) und der kontinuierlichen Steigerung der Anforderungen von Tag zu Tag. Der Abstieg in Richtung Gondel in leichtem Gelände wurde für gute Gespräche (hierbei ging es sicher nicht nur um Bergthemen) genutzt.
Im Tal angekommen ließen wir in geselliger Runde die zurückliegenden Tage Revue passieren. Wenn auch manchmal das Wort Kameradschaft dem ein oder anderen überholt vorkommen mag, so wurde immer vermittelt, wie wichtig es ist, dass einer auf den anderen schaut und im Bedarfsfall unterstützt.
Mit vielen tollen Eindrücken und neuen Erfahrungen neigte sich das verlängerte Wochenende unaufhaltsam dem Ende zu und bevor wir ein letztes Mal bei einem „superleckeren“ Eis zusammensaßen waren sich alle einig, wie herrlich und harmonisch die Tage für alle gewesen waren.
Zwei Punkte sind jedoch abschließend noch besonders zu erwähnen.
Im wahrsten Sinne des Wortes waren die Tage „tierisch“ gut: Steinböcke in einer derart großen Zahl aus der Nähe zu Gesicht zu bekommen ist wirklich etwas ganz und gar nicht Alltägliches aber auch Murmeltiere in deren natürlichem Lebensraum sind immer wieder ein toller Anblick.
Zu erwähnen bleibt noch das Quartier, wobei dieses Wort nicht im Geringsten dem gerecht wird, was wir erleben durften. Das Hotel Chesa Platina ist ein Haus, das mit viel Hingabe geführt wird. Vom Empfang bei der Anreise, über die Zimmer mit Balkon bis hin zum wirklich reichhaltigen, handgemachten und vielseitigen Frühstück blieben keine Wünsche offen. Sonderwünsche, etwa das Mitnehmen von Proviant für den Tag oder auch Empfehlungen für ein Lokal zum Abendessen (wurde leider inhouse nicht angeboten) wurden stets unkompliziert umgesetzt.
Alles in Allem bleibt zu sagen, es waren wunder-herrliche Tage im Montafon bei Bilderbuchkulisse und auch das Wetter hätten wir schlechter haben können.
Fazit: Echt super und sehr gerne wieder..........
Bericht und Bilder von Andreas Göbel